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Aelrun Goette - Regisseurin

Foto: Ute Mahler

Aelrun Goette ist eine vielfach ausgezeichnete und vielseitige Regisseurin. Ihr seit dem Ende der 90er Jahre entstandenes Werk umfasst im Kinobereich Spielfilme wie auch Dokumentarfilme. Hinzukommen verschiedene nicht zuletzt von den Medien hochgelobte Arbeiten für das Fernsehen. Sie wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter u.a. der Deutsche Filmpreis, zwei Grimme-Preise, der Günther-Rohrbach-Filmpreis und zwei Mal der Marler Fernsehpreis für Menschenrechte sowie der Deutsche Regiepreis Metropolis. Zu ihren internationalen Auszeichnungen gehört der Grand Prix des Vision du Réel, das als eines der wichtigsten internationalen Festivals für den Dokumentarfilm gilt, sowie Auszeichnungen beim italienischen Vittorio Veneto Film Festival und dem 11. Europäischen Fernsehfilmfestival Zoom Barcelona. In ihren Filmen beschäftigt sich Goette vornehmlich mit Menschen, oft Frauen, die in außergewöhnlichen Lebensumständen gefangen sind. Dabei lotet sie unerschrocken menschliche Abgründe aus und zieht die ZuschauerInnen mit ihrem visuellen Ideenreichtum in den Bann.

Geboren und aufgewachsen in Ost-Berlin absolvierte Goette im Jahr nach dem Mauerfall ihr Abitur und begann zunächst Philosophie zu studieren, bevor sie an die Filmhochschule Babelsberg und ins Regie-Studium wechselte. Zwischendurch jobbte sie als Schauspielerin und Theaterregisseurin.

Bereits während ihres Studiums, genauer gesagt im ersten Studienjahr, entstand Goettes erster Dokumentarfilm „Ohne Bewährung – Psychogramm einer Mörderin“, in dem sie die Geschichte einer 15-jährigen Jugendlichen erzählt, die eine 13-Jährige zu Tode quält. Der Film, der aus ihrer über sechs Jahre dauernden ehrenamtlichen Arbeit als Vollzugshelferin im Frauengefängnis Plötzensee entstanden ist, wurde mit dem Robert Geisendörfer Fernsehpreis ausgezeichnet.

Es folgte 2003 DIE KINDER SIND TOT, ihr vielbeachtetes Regie-Debüt für die große Leinwand. Darin zeichnet Goette die erschütternde private Tragödie von Daniela J. nach, die im Sommer 1999 ihre beiden Söhne tagelang allein in der Wohnung in einer Plattenbausiedlung zurückließ, wo sie – quasi vor den Augen der Gemeinschaft – verdursteten. Für ihre facettenreiche dokumentarische Aufarbeitung, Goette hatte auch das Drehbuch verfasst, wurde die Nachwuchsregisseurin 2004 mit dem Deutschen Filmpreis für den Besten Dokumentarfilm geehrt.

2005 entstand Goettes erster Spielfilm für die große Leinwand, in dem sie erneut ein Familiendrama inszeniert: UNTER DEM EIS mit Bibiana Beglau in der Hauptrolle einer verzweifelten Mutter, die sich und ihren Sohn in einem verhängnisvollen Lügenkonstrukt verstrickt, an dem beide zugrunde zu gehen drohen. Der Film über Familiengeheimnisse und die Angst vor der Wahrheit erhielt u.a. den MFG Star in Baden-Baden und wurde 2007 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

In den Folgejahren konzentrierte sich Aelrun Goettes filmisches Schaffen auf die Arbeit für das Fernsehen. Es entstanden u.a. die mit dem Film- und Fernsehpreis 2009 des Hartmannbundes gekürte Tatort-Folge „Der glückliche Tod“, die sich mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzt, der vielfach ausgezeichnete Fernsehfilm „Keine Angst“, der die Geschichte einer in schwierigen sozialen Verhältnissen aufwachsende Jugendliche entwickelt, und die Folge „Die elegante Lösung“ in der erfolgreichen Reihe „Unter Verdacht“ mit Senta Berger in der Hauptrolle sowie „Ein Jahr nach morgen“, der mit dem Stilmittel des elliptischen Erzählens einen Amoklauf in einer Schule nachzeichnet. „Ein Jahr nach morgen“, für den Goette auch das Drehbuch schrieb, wurde mit dem Günther-Rohrbach-Filmpreis 2012 geehrt und von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste – wie übrigens alle Filme der Berlinerin – für die Wettbewerbe des Fernsehfilm Baden-Baden nominiert.

Aelrun Goettes neuester Kinofilm, IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT, für den sie erneut auch das Drehbuch geschrieben hat, ist ihr bislang persönlichstes Werk. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und führt das Publikum in eine für viele völlig unbekannte Welt: die Modeszene der ehemaligen DDR und des legendären Modemagazins SIBYLLE.  Das Drehbuch wurde 2019 mit dem Spreewald Literaturstipendium gefördert, im Oktober dieses Jahres wird IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT in die Kinos kommen. Neben der Newcomerin Marlene Burow in der Hauptrolle gehören u.a. David Schütter, Sabin Tambrea, Jördis Triebel, Peter Schneider und Claudia Michelsn zu der herausragenden Besetzung des Films.

Aelrun Goette wurde 2019 zur Honorarprofessorin der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf für die Studiengänge Regie, Schauspiel und Drehbuch/Dramaturgie ernannt. Sie ist Mitglied des Bundesverbands Regie (BVR) und der Deutschen Filmakademie.

Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.